Im Anschluss an die Jahreshauptversammlung fand die Pflicht-Hegeschau statt. Hier wurden die Gehörne aller im Jahr 2018 erlegten Rehböcke ausgestellt. Die Schau dient dem Nachweis über das erlegte Wild und ist für die Jägerschaft verpflichtend. Die Gehörne der Tiere werden hierbei in den 14 Hegeringen der Jägerschaft im Landkreis Wolfenbüttel eingeteilt ausgestellt.

Den Bericht über das abgelaufene Jagdjahr lieferte Kreisjägermeister Alfred Wesche. Dieser berichtete, dass bei der Rehwildstrecke im Vergleich zum letzten Jahr eine geringe Steigerung zu vermelden sei: So wurden insgesamt 1.777 Rehe auf den Abschusslisten gemeldet – im letzten Jahr waren es 1.705 Rehe. Wie schon im letzten Jahr, als nur etwa 27 Prozent für das 1. Jagdjahr des 3-jährigen Abschussplanes erfüllt wurden, beträgt sie in diesem Jahr nur 29 Prozent. Das bedeutet, dass nach dem 2. Jahr die Quote bei 56 Prozent – bei einer Vorgabe von 65 bis 75 Prozent – liegt. Von den 1.777 Rehen auf den Abschusslisten wurden 805 Böcke und 972 weibliche Tiere gemeldet. Leider seien aber nicht alles Abschüsse, denn bei den Böcken wurden 149 als Fallwild gemeldet (18,5 Prozent) und bei den weiblichen Rehen 275 (28,3 Prozent) als Fallwild registriert.

Wesche erklärte während seines Berichts, dass seit dem Kreistagsbeschluss aus dem Jahr 2017 in den Wolfenbütteler Revieren probeweise Schmalrehe und Böcke bereits im April bejagt werden dürfen. So wurden im April 2017 67 und im April 2018 71 Rehe gestreckt. Erfreulicherweise seien die bei der Polizei registrierten Wildunfälle, insbesondere beim Rehwild deutlich zurückgegangen: Wenn man als Basis das Kalenderjahr 2016 mit insgesamt 459 Wildunfälle mit Rehwild annimmt, so sei 2017 eine Minderung um 13 Prozent auf 399 und im Jahr 2018 eine Minderung von 19 Prozent auf 372 gemeldeten Windunfälle im Landkreis zu erkennen. Entsprechend seien die gemeldeten Wildunfallzahlen von 604 auf 534 und im letzten Jahr auf 493 zurückgegangen. Ob dies nur auf den vorgezogenen Jagdbeginn oder auch mit den weiteren Maßnahmen wie Anbringung von Wildwarnreflektoren oder frühzeitiges Mähen der Seitenstreifen zu tun hat, könne man nicht sagen. Viele Untersuchungen zeigen, dass aber beispielsweise Wildwarnreflektoren auf Dauer nur eine geringe Wirkung haben. Aber wie aus einem Bericht zur Wildunfallforschung hervorgeht, hat eine intensiven Jagd in Straßennähe Einfluss auf das Verhalten auf Rehwild und zeigt zurückgehende Wildunfallzahlen. Da diese Jagd aber ab Mai infolge der Vegetation immer schwieriger werde, hoffe man, an Wild-

unallschwerpunkten weiterhin schon im April verstärkt auf Rehwild gejagt wird. „Denn die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache und ich meine, dass wir versuchen sollten, mit dem Landkreis zu sprechen, um die jetzige Ausnahmeregelung den Jagdzeitbeginn auf Rehwild auf unbestimmte Zeit zu verlängern. Aber eines zeigen die Unfalltypensteckkarten der Polizei, die wir dankenswerterweise jährlich von Herrn Kühne erhalten, deutlich: Mit Wildunfällen ist über das gesamte Jahr auf sehr vielen Straßen im Landkreis zu rechnen und dies wird sich nicht auf Null reduzieren lassen“, so Wesche eindringlich.

Wie Wesche mitteilte, konnte im vergangenen Jahr eine hohe Strecke von Schwarzwild erzielt werden. Interessant sei hierbei ein Vergleich der Abschussmeldungen der klassischen Waldeinstände um Elm, Oder, Hainberg und Asse zu den übrigen Feldrevieren: So sind die Abschüsse in den Waldgebieten um 12 Prozent zurückgegangen (von 975 auf 857 Stck) während sie in den Feldrevieren um 5 Prozent zugenommen haben (von 356 auf 374 Stck). Ob dies an dem trockenen Sommer im letzten Jahr mit mangelnder Feuchtigkeit in den Waldgebieten oder an besseren Lebensbedingungen für das Schwarzwild in den Feldbereichen mit zunehmenden Feldgrößen und mit Raps- und Maisanbau liegt, werde die Zukunft zeigen, so Wesche.

Insgesamt wurde entsprechend den Appellen von Seiten der Politik wieder eine hohe Strecke erzielt. Dies sei laut Wesche wichtig, denn nach wie vor schwebt das Damoklesschwert „Afrikanische Schweinepest“ (ASP) über Deutschland. Zwar ist die Virus-erkrankung „nur“ für Haus- und Wildschweine eine fast immer tödlich verlaufende Krankheit, aber wirtschaftlich ist sie eine unabsehbare Gefahr. Das Virus wird neben der Übertragung von Schwein zu Schwein auch mit ungewollter Unterstützung von Menschen über ungekochter, infizierter Fleischware und mit Viren behafteten Gerätschaften, Fahrzeug und Kleidungen weiterverbreitet. Weiterhin bleibt das Virus im Boden bis zu 7 Monate infektiös. „Wir Jäger können als Präventionsmaßnahme mit den bekannten Hygienemaßnahmen und einer von der Politik geforderten erhöhten Abschüssen die Gefahr eines Ausbruchs oder eine schnellere Verbreitung des Virus entgegenwirken. Verhindern können wir sie damit nicht“, betonte Wesche.

Die schnelle Erkennung der Seuche sei wichtig. „Deshalb sollte jede verendete Sau unverzüglich beim Veterinäramt gemeldet werden und wir sollten uns weiterhin an dem Monitoring zur Blutuntersuchung von gestreckten Wildschweinen beteiligen – wie auch im letzten Jahr durchgeführt. So wurden im letzten Jahr 85 Proben ans Veterinäramt geliefert – auch hierfür mein Dank an die beteiligten Reviere, auch im Namen des Veterinäramtes. Untersucht werden die Proben auf Schweinepest und AK. Alle Proben waren negativ bezüglich Schweinepest – aber bei 32 Proben wurden Antikörper der Aujeszkysche Krankheit festgestellt“, berichtete der Kreisjägermeister.

Ein weiterer, unerwünschter Neubürger scheint auch in Wolfenbüttel leider Fuß zu fassen- die Nutria. Jäger sind aufgerufen, diese invasive Tierart mit einer enormen Vermehrungsrate und einer großen Gefahr für Dämme und Deiche, intensivst zu bejagen. Hierzu wurde von der Politik nicht nur die Schonzeit aufgehoben, sondern sogar der Muttertierschutz gilt für diese Wildtiere nicht mehr.  Nach 29, beziehungsweise 6 in den Vorjahren, wurden Im letzten Jagdjahr laut Wesche 51 Nutria gestreckt.

Nach seinem Bericht dankte Wesche den Mitarbeitern der Kreisverwaltung und des Veterinäramtes, den Mitgliedern des Jagdbeirates und der Jägerprüfungskommission für die gute Zusammenarbeit. Ein besonderer Dank ging an die Jagdpächter des Reviers Schladen – hier konnte im vergangenen Jahr die Jägerprüfung abgehalten werden.