Über die Gefahren von „Neonicotinoide“ für die Honigbienen sprach Prof. Dr. Dr. Randolf Menzel aus Berlin, eine weltweit anerkannte Kapazität auf dem Gebiet der Gehirnforschung bei Bienen, in Goslar. Der Imkerverein Goslar hatte Menzel zum Vortrag in den Harz eingeladen und dazu die Imker der Region, Landwirte, Landfrauen und Vertreter von Naturschutzverbänden. Mehr als 110 Zuhörer füllten Saal im „Lindenhof“.

Der Neurobiologe Menzel erforscht seit Jahrzehnten das Gehirn der Bienen, dieses ein Kubik-Millimeter kleine Gebilde mit seinen eine Million Nervenzellen. In diesem Gehirn gibt es ein Areal, das für das Lernen und für das Gedächtnis zuständig ist. Bienen müssen täglich neu lernen und das Erlernte speichern. Sie fliegen frei außerhalb des Bienenstocks. Dabei müssen sie effizient und energiebewusst vorgehen und sich den ständig wechselnden Bedingungen in der Natur anpassen. Und sie müssen am Ende ihres Ausflugs auch den Weg zurück ins heimische Nest finden. „Dieses Wissen ist ihnen nicht angeboren, das müssen sie jeden Tag aufs Neue lernen.“ Prof. Menzel: „Darin drückt sich die Intelligenz der Bienen aus.“ Doch hier kommen die Neonicotinoide negativ ins Spiel. Prof. Menzel hat erforscht, dass diese Mittel im Lern- und Gedächtnisteil des Gehirns der Bienen Veränderungen bewirken und den Insekten die Orientierung rauben. In Versuchen, bei denen Bienen kleine Antennen auf den Rücken geklebt und sie dann mit Radar verfolgt wurden, hat Menzel herausgefunden, dass Bienen ihren Heimweg nicht mehr finden, wenn sie zuvor an neonicotinoide-haltigen Zuckerlösungen geschleckt haben.

In Frankreich sind Neonicotinoide gänzlich verboten. In Deutschland dürfen einige von ihnen noch verkauft und angewendet werden. „Wobei es auch hier schon erhebliche Einschränkungen gibt“, wie ein Landwirt in der Diskussion anmerkte. Was für die einzelne Biene katastrophale Auswirkungen haben kann, ist vom Bienenvolk als Ganzes in der Regel zu verkraften, so die Erkenntnisse von Prof. Menzel. „Ein Bienenvolk ist robust.“ Und wenn in der Haupttrachtzeit von 50.000 Bienen in einem Bienenstock 5.000 fehlen, wird das der Imker möglicherweise gar nicht bemerken. Die Gefahr liegt im Zusammenwirken mehrerer Faktoren. Da wird durch Neonicotinoide die Lern- und Gedächtnisleistung der Bienen gestört, die Kommunikationsfähigkeit im Stock eingeschränkt und schließlich kommen die gefürchteten Varroa-Milben hinzu, die sich im Bienenvolk vermehren. Alles zusammen kann zu einem plötzlichen Zusammenbruch eines Bienenvolkes führen. Der Imker sieht am Ende nur die Varroa-Milbe als Schuldige an, weil er die anderen Ursachen nicht erkennen kann. Mit kräftigem Applaus bedankten sich die Zuhörer bei Prof. Randolf Menzel für den lebendigen Vortrag. Die Vorsitzende des Imkervereins Goslar, Beate Rommerskirchen, hatte zudem noch Harzer Spezialitäten als Wegzehrung für den Gast aus Berlin dabei.