Umgeben vom bewaldeten Mittelgebirgszug Elm und den Städten Schöningen, Königslutter und Schöppenstedt – idyllisch ist es ganz und gar! Die drei Bergdörfer Evessen, Gilzum und Hachum liegen am westlichen Hang des Elms und bilden mit etwa 1.300 Einwohnern eine Gemeinde. Der Ort mit seiner an sich kurzen Durchfahrtstraße dehnte sich im Wachstum längs aus, hinauf zum Elmrand. Von dort hat man einen wunderschönen Blick ins Braunschweiger Land und an guten Tagen reicht dieser auch ins hügelige Vorharz-Land und bis zum Brocken. Am dortigen Parkplatz machten sich gestern viele Wanderer auf. Auch Reitbegeisterte nutzten am Vormittag das Wetter für eine Tour.
Und genau der Berghang war es wohl auch, weshalb Evessen mit seinen Plantagen weit bekannt ist. Genauer gesagt: auf den Wochenmärkten. Kunden schätzen die Produkte. Die drei Dörfer sind über Jahrhunderte von der Landwirtschaft geprägt worden. Heute gibt es nur noch einige wenige Höfe. In den 60er Jahren wurde oberhalb von Evessen die Obstanbausiedlung gegründet. Seitdem wachsen hier Äpfel, Birnen, Kirschen, Zwetschgen und anderes Obst in bester Hanglage. Der Elmkalk verleiht dem Obst besondere Qualität und Aroma. Beim Obsthof Halbhuber erhält man auch süße Früchte wie Pflaumen. Als Familienbetrieb wird er schon in dritter Generation geführt. Alexander Halbhuber leitet als Gärtnermeister den Betrieb mit seiner Frau Nastja. Aber auch Vater Gerhard pflegt und hegt die Gewächse. Die Erdbeerfelder zum Selberpflücken wurden in den vergangenen Wochen von sehr vielen Menschen aufgesucht. Die roten, fruchtig duftenden Leckerbissen gelangen da nicht nur ins Körbchen, sondern auch oftmals direkt in den Mund.
Nicht anders sieht es beim Hofladen Molks aus. Michael und Jessica Molks sind derzeit auch gut mit dem Wässern beschäftigt. Die Obstbauer bauen Kirschen und andere Früchte auf acht Hektar an. Fährt man auf der steilen Straße „Sülze“ entlang, gelangt man irgendwann zu Krügers Elm-Garten oder zum Obsthof Deuse. Im unteren Teil des Dorfes findet man die Gärtnerei, die Leckereien vom Käsehof Lowes, die Landschlachterei Römmling sowie die Gaststätte Dorfhaus. Schon bei anderen Veranstaltungen erklärte Dunja Kreiser, dass Evessen an Betrieben unheimlich viel zu bieten hat. Seit 2011 ist sie Bürgermeisterin. Sie trat damals die Nachfolge vom Urgestein Klaus Bertram an, der bei der Kommunalwahl nach 37 Jahren in Gemeindegremien nicht mehr kandidierte.
Urkundlich wurde Evessen 952 und 965 als „Hebesheim“ erwähnt und war eine Vogtei. Aber auch solche Bezeichnungen tauchen in der Geschichte auf: 1194 Euisheim, 1314 Evessum, 1344 Euessen, 1378 Evetzem und 1383 Evese. Die 1.000-Jahrefeier feierte die Ortschaft 1952. Anfang des neuen Jahrtausends gab es die nächste Feier. Ein Schild an der Kirche deutet daraufhin. Ein Zeitzeuge der Natur ist dort die „Sommerlinde“, deren Alter auf weit über 450 Jahre geschätzt wird.
Die Kirche, die aus Elmkalkstein und Erkeroder Trochitenkalk gemauert ist, wurde im 11. Jahrhundert als Wehrkirche vermutlich auf einer befestigten Wehranlage errichtet. Ein großes Steinkreuz auf der Außenanlage erinnert an die Gefallenen. Aber auch viele Mauern sind noch Zeitzeugen des einstigen Steinbruchs. So zieht es auch noch geologisch Interessierte ins Dorf.
Als Wahrzeichen gilt der Tumulus. Auf dem sieben Meter hohen Fürstengrabhügel aus der frühen Bronzezeit wächst eine über 800 Jahre alte Linde, die 1944 zum Naturdenkmal erklärt wurde. Unter der Linde soll das Vogteigericht das Recht gesprochen haben. Ein Anzeichen dafür, dass der hiesige Raum sehr früh besiedelt wurde. Der Sage nach soll ein Riese den Hügel von seinen Stiefelsohlen abgekratzt und dorthin geworfen haben. Phantasie haben die Evesser also auch!