Nach jedem Tal kommt irgendwann wieder ein Berg. Dieser Satz leitet mich derzeit an. Das Leben ist eine ständige Berg- und Talfahrt. 2020 geht nach etlichen Achterbahnfahrten – zum Glück – zu Ende. Niemand von uns hätte wohl je gedacht, dass er oder sie solch eine Zeit miterleben muss – ich auch nicht! „Corona-Pandemie“, ein Wort, das die Gesellschaft für deutsche Sprache sogar Ende November zum Wort des Jahres kürte. Auf den Plätzen zwei und drei folgten „Lockdown“ und „Verschwörungserzählung“. Für mich sind es eher Unwörter.

Bei der Berichterstattung zu den Mutmacherseiten (erscheinen in der Printausgabe am Sonntag) bekam ich durch die vielen Menschen Rückenwind. Es war faszinierend, mit welchem Einfall die Bürger hier im Landkreis mit der Lage doch umgehen. Vier Tage fuhr ich durch den Landkreis, alle 20 Minuten ein Bild. Die Verwaltungschefs takteten die Touren in ihren Gemeinden ein. Es waren so viele unterschiedliche Persönlichkeiten, mit denen ich mich ein paar Minuten unterhalten konnte. Mein Eindruck war, dass niemand – auch nicht die älteren Mitbürger – alleine gelassen werden. Sei es, weil in Ohrum die Seniorenkreisleiterin an die Mitglieder Briefe schreibt, die Kita in Evessen singend durchs Dorf zieht oder Kinder beim Haus Metzner in Gardessen Präsente abgeben.

Und dennoch bleiben die restlichen vier Tage des Jahres, die ich im Grunde nur vorspulen möchte. Die täglichen Updates zur Infektionslage, bei denen ein Rekord den nächsten jagt. Manchmal möchte ich schon gar nicht mehr hinhören. Das ständige Hin und Her von Bund und Ländern. Regeln, bei denen man den Überblick verlor, bis irgendwann doch ein gemeinsamer Nenner gefunden wurde. Es sind Mammutaufgaben für Regierungen – Blaupausen gibt es nicht. Das Händeschütteln verbannte ich schon im Frühjahr aus dem Alltag. Ob man es überhaupt jemals wieder tut? Umarmungen bei der Familie und Freunden finden kaum noch statt. Der Mund-Nasen-Schutz wurde zum Modeobjekt. Homeoffice wurde in Branchen eingeführt, bei denen es unvorstellbar war. Arbeitnehmer haben sich derweil mit dem Modell angefreundet und haben jetzt mehr Freizeit. Weniger Verkehr tut auch der Umwelt gut. Und wie hatte ich mich doch auf den Friseurtermin gefreut, als die Salons im Mai wieder öffnen durften. Aber war es tatsächlich in der Abwägung ein Problem, dass die Haare mal über die Ohren wuchsen? Mit Gutscheinen half ich bei meinem Salon und Gaststätten aus.

In trüben Zeiten wie diesen braucht es Mut, Hoffnung und Lichtblicke. Die gibt es, denn viel Wissen kommt aus der Region. Die TU und das Helmholtz-Zentrum in Braunschweig, das Max-Planck-Institut und Primatenzentrum in Göttingen forschen ganz vorne mit. Jägermeister stellte 50.000 Liter Alkohol zur Herstellung von Desinfektionsmitteln bereit, als der Bedarf am größten war. Ein Start-Up stellt am Exer-Gelände FFP2-Masken her. Deutsche Virologen brachten im Frühjahr den ersten Diagnostiktest auf den Markt, mit dem das Virus nachweisbar ist. BioNTech entwickelte den ersten Impfstoff mit einem 95-prozentigen Schutz, der Millionen von Leben weltweit retten wird. Seit heute wird geimpft. Es sind doch genau solche Nachrichten, die einen stolz machen. Wo, wenn nicht in Deutschland mit seinen hervorragenden Fachleuten und Premiumprodukten sollte die Krise besser zu meistern sein?

Ich gehe daher optimistisch ins neue Jahr! Wenn es bergab geht, geht es auch wieder bergauf. Das Licht am Ende des Tunnels wird heller. Das Tal haben wir längst durchschritten, da bin ich mir sicher! Mit der Ausstattung, der Medizin, dem Wissen, den engagierten Pflegekräften, die im Übrigen mehr verdient haben als nur einen Applaus vom Balkon, haben wir gute Voraussetzungen.

Als ich mich beim Hauptjob in den Weihnachtsurlaub verabschiedete, sagte ich zum 80-jährigen Firmengründer, dass das nächste Jahr ja nur besser werden kann. Er sagte: „Nein, Herr Kordilla. Das nächste Jahr wird besser.“ Ein anderes Wort, ein anderes Verb, mehr Zuversicht.

In diesem Sinn: Ihnen allen ein schönes Weihnachtsfest, alles Gute für das kommende Jahr und bleiben auch Sie bitte zuversichtlich!