Viele Interessierte kamen am Donnerstagabend ins Bürger Museum, um die Vortrags-und Diskussionsrunde über deutsch-deutsche Erinnerungsorte zu verfolgen. Die von Museumsleiterin Dr. Sandra Donner und Markus Gröchtemeier moderierte Diskussion, die in Kooperation mit dem Institut für Braunschweigische Regionalgeschichte stattfand, bildete den Abschluss der Sonderausstellung „Grenzgänger – Wolfenbütteler Lebenswege in Ost und West“, die seit Sommer 2019 auf der Empore des Bürger Museums zu sehen war.
In einer lebendigen und ausgesprochen interessanten Vortragsrunde erzählten Bürgermeister Thomas Pink, Prof. Dr. Matthias Steinbach (Historiker und geschäftsführender Leiter des Institutes für Braunschweigische Regionalgeschichte), Bernd Kahnert (Abteilungspräsident im Bundesgrenzschutz a.D.) und weitere Diskussionspartner ihre ganz persönlichen Geschichten und Erinnerungen der deutsch-deutschen Geschichte, die Trennung des Landes und dessen Wiedervereinigung. Ganz unterschiedliche Erinnerungsorte und Symbole der Deutschen Trennung und Einheit kamen an diesem Abend zum Vorschein. So verbindet Dr. Matthias Steinbach den Brocken mit dem historischen Ereignis und nutzt seinen Erinnerungsort noch heute dafür, um Studenten die Geschichte des Landes näher zu bringen. Auch Bürgermeister Thomas Pink schwelgte in Erinnerungen und berichtete von seinen Erfahrungen, seinen Besuchen in Ost-Berlin und dem Tag, als die Grenze fiel. Pink machte auch deutlich, dass die Partnerschaft mit der Stadt Blankenburg für ihn die Wiedervereinigung symbolisiert. „Die Städtepartnerschaft zu Blankenburg ist gelebte Einheit und gelebte Freundschaft. Und ich werde auch weiterhin diese Kontakte pflegen“, so der Bürgermeister.
Nachholbedarf in Sachen Einheit
Außerdem stellte Dr. Sandra Donner die Frage in den Raum, ob Deutschland 30 Jahre nach der Wiedervereinigung wirklich eins ist. Hier wurde wieder einmal deutlich, dass sich dieses Land, mit alle seinen Menschen darin, in mancher Hinsicht noch ein wenig mit der Aufarbeitung der Geschichte beschäftigen muss. Es fehle an politisch-historischer Bildung. Die deutsche Geschichte – auch der deutschen Einheit – müsse besser aufgearbeitet werden, waren sich Thomas Pink und Dr. Matthias Steinbach einig. Die Frage nach einer vollzogenen Wiedervereinigung und wo es hakt, wurde auch im Anschluss vom Publikum ausgiebig und vielseitig diskutiert.