In der Gebläsehalle auf dem ehemaligen Hüttengelände in Groß Ilsede tummelten sich gestern Abend über 1.000 Gäste beim Neujahrsempfang der Industrie- und Handelskammer Braunschweig. Für die Vertreter der Wirtschaft, der Landes- und Bundespolitik und aus der Gesellschaft war es zum Jahresbeginn eine besondere Zusammenkunft – um zu netzwerken, aber auch, um wichtige Themen anzusprechen.

Das Ambiente der 1904 erbauten Industriehalle hauchte dem Ganzen das besondere Etwas ein. Bereits 2011 fand der IHK-Neujahrsempfang in diesen Räumen statt, der diesmal von den drei Peiner Vize-Präsidenten Tobias Hoffmann (Hoffmann Maschinen- und Apparatebau, Lengede), Ulrike Brandes-Peitmann (Baustoff-Brandes, Peine) sowie Jan Dietrich Radmacher (Radmacher Kalksandsteine, Wendeburg) organisiert wurde. Alle drei waren froh, dass die Neujahrsempfänge, dessen Tradition übrigens schon 25 Jahre zurückreicht, nicht über Mitgliedsbeiträge, sondern allein durch Sponsoring finanziert werden. Dazu seien im Vorfeld vornehmlich Betriebe aus der Stadt und dem Landkreis Peine angesprochen worden.

„Das ist schon etwas Besonderes“, unterstrich Präsident Helmut Streiff dabei, der seit 2016 im Amt ist. Rückblick, Ausblick und auch ein bisschen Weitblick waren in seiner Rede zu hören. Er begann zunächst mit dem Klimawandel, sprach Greta Thunbergs Einsatz an. „Hat sie uns moralisch sprachlos gemacht?“, rief Streiff der Gästeschar zu. Lob richtete er in Richtung des Wirtschaftsministers Dr. Bernd Althusmann, der sich für den Bürokratieabbau einsetze. Wenn es gelinge, die Clearing-Stelle noch in diesem Jahr einzurichten, sei man weit vorangekommen. „Das ist aus Sicht der Wirtschaft ein enorm wichtiges Thema“, sagte er. Streiff hatte viele Themen mitgebracht, die Weddeler Schleife auch. „Bund und Bahn wollen Milliarden investieren, wie heute bekannt wurde. Warum werden wir dann bei diesem wichtigen Thema immer wieder vertröstet?“ Den Satz, den er abends aber immer wiederholte, war: „Wir brauchen ein Planungsbeschleunigungsgesetz.“ Eine Reform, die laut ihm vieles erleichtern würde, den Strukturwandel zu schaffen und die Herausforderungen zu meistern.

Althusmann konnte ihm nur zustimmen. „Der Präsident hat recht. Wir brauchen manchmal einfach zu lange.“ Die Währung der Politik sei Verlässlichkeit. Die sei an manchen Tagen am Wanken. Der stellvertretende Ministerpräsident betonte aber: „Das Braunschweiger Land setzt Maßstäbe. Hier in der Region, in Niedersachsen und Deutschland.“ Er erwähnte das 5G-Testfeld bei Cremlingen, einem Forschungsprojekt für autonomes Fahren, das er erst kürzlich eröffnet hat. Auch er brachte etliche Themen mit, wie die Energiewende. „Der Ausbau der Netze muss schneller gehen“, sagte er. „Ich bin auch nicht mehr bereit so manche Blockade des Bundes hinzunehmen.“ Althusmann fügte aber auch im Bezug des A39-Ausbaus hinzu: „Die Mentalität ständig gegen etwas zu sein, muss sich ändern.“ Letzter Redner war Peines Landrat Franz Einhaus, der die Gebläsehalle als „Kathedrale der Industrie“ bezeichnete. Er stellte seine Region in einem Imagefilm dar. Tolle sechs Minuten, die eine zufriedene Bevölkerung zeigte. Dennoch wünschte er sich mehr Unterstützung der Landes- und Bundespolitik. „Wir brauchen flächendeckenden Glasfaserausbau und bessere Konzepte für den ÖPNV“, forderte er.