Seit Wochen scheint das Leben stillzustehen. Viele Geschäfte sind oder waren geschlossen, Veranstaltungen wurden abgesagt und ein gemütlicher Restaurantbesuch ist im Augenblick nicht möglich. Um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen, wurden vorsorglich Kneipen, Cafés und Restaurants geschlossen. Das reißt bei den Gastronomen riesige Löcher in die Kassen. Denn neben den Einnahmen für das Tagesgeschäft fehlen auch Einkünfte für größere Feiern wie Hochzeiten, Konfirmationen und Geburtstage. Hier stehen ganze Existenzen auf der Kippe. Am Beispiel des thailändischen Restaurants „Viet-Thai“ zeigen wir, mit welchen Ängsten und Nöten Gastronome derzeit zu kämpfen haben.
Als man von der Schließung erfahren habe, sei schon etwas Panik ausgebrochen, erzählt Bich Van Nguyen, die gemeinsam mit ihrer Familie seit 2003 das Restaurant im Großen Zimmerhof betreibt. „Alle Unkosten wie die Pacht sind ja dennoch geblieben. Nur haben wir so gut wie keine Einnahmen mehr gehabt. Und das von einem Moment auf den anderen. Die Entscheidung, die Restaurants zu schließen, kam meiner Meinung nach viel zu schnell. Wir Gastronomen hatten überhaupt keine Zeit, uns auf die Situation einzustellen. Wir haben große Angst, weil wir nicht wissen, wie es weitergeht“, sagt Bich Van Nguyen. Seit dem 17. März ist das Restaurant geschlossen. Vier Wochen voller Ungewissheit und mit wenig Einnahmen. „Wir bieten den Außer-Haus-Service an. Aber das ist nicht viel und reicht nicht zum Leben“, berichtet Bich Van Nguyen. Um ihren Lebensunterhalt zu sichern, hat die Familie nun Hartz 4 beantragt. „Das war nicht einfach, weil das etwas ist, das man eigentlich nicht möchte. Man möchte ja für sich selber sorgen. Auch das Ausfüllen der Anträge war nicht ganz leicht, zumal wir eine Prognose abgeben mussten. Aber wir können ja nicht in die Glaskugel sehen. Wir wissen nicht, wie sich die nächsten Monate entwickeln werden“, sagt sie nachdenklich.
Schnelle Hilfe durch Hilfsfonds
Schnelle und unbürokratische Hilfe hat die Familie Nguyen durch den Solidarfonds Wolfenbüttel erhalten. Der von Stadt und Landkreis im Schulterschluss mit der Unternehmerfamilie Mast über die Curt Mast Jägermeister Stiftung ins Leben gerufene Solidarfonds Wolfenbüttel hat das vorrangige Ziel, mit einem Zuschuss die Zahlungsfähigkeit der Antragsberechtigten – Unternehmen, denen die Ausübung ihres Gewerbes durch behördliche Maßnahmen oder die Folgewirkungen behördlicher Maßnahmen überwiegend oder ganz verwehrt ist – zu sichern. „Innerhalb von wenigen Tagen haben wir Unterstützung erhalten. Das war wirklich toll und wir sind sehr dankbar. Nachdem Kreditanfragen von den Banken abgelehnt wurden, haben wir es über den Fonds versucht. Und das hat sehr schnell und unkompliziert geklappt. Das war ein sehr persönlicher und menschlicher Kontakt. Das ist so, als wenn Sie nicht schwimmen können und plötzlich wirft Ihnen jemand einen Rettungsring zu“, erzählt Bich Van Nguyen erleichtert und dankbar. Sie würde sich wünschen, dass die Lockerungen, die ab Montag für den Einzelhandel gelten, auch für die Gastronomie gelten würden. Das würde nicht nur Existenzen sichern, sondern auch die Lebensqualität verbessern. „Man könnte auch die Restaurants öffnen. Natürlich mit entsprechenden Auflagen. Zum Beispiel könnten wir nur eine gewisse Anzahl an Gästen reinlassen und dann ausreichend Abstand einhalten. Und nur mit Reservierung. Ich glaube, das würde man gut hinbekommen“, ist sie überzeugt.
Wie lange Bich Van Nguyen und ihre Familie die jetzige Situation noch durchhalten können? „Ich weiß es nicht. Wir kämpfen weiter und versuchen, so lange wie es geht durchzuhalten. Wir sind sehr dankbar und froh, dass uns unsere Stammgäste erhalten geblieben sind und uns in dieser Zeit unterstützen“, betont Bich Van Nguyen und wagt einen kleinen Ausblick: „Ich hoffe, dass wir im Juni wieder öffnen können“, sagt sie zuversichtlich. Doch diese Entscheidung liegt leider nicht in ihren Händen.