Seit einiger Zeit fällt auf, dass immer mehr Radfahrer in Wolfenbüttel unterwegs sind. Ob auf dem Weg zum Markt, in die Stadt oder zur Arbeit – das Fahrrad scheint momentan im Trend zu liegen. Auch die Nachfrage nach neuen Rädern, Ersatzteilen oder Reparaturen ist gestiegen. Muss die Automobilbranche Verluste beklagen, freuen sich die Fahrradhersteller und -geschäfte über mehr Gewinne als im Vorjahr.

Manuel Schumann vom Fahrradgeschäft Henze-das-Rad kann das bestätigen. Er berichtete, dass eine deutlich höhere Nachfrage an Fahrrädern, Zubehör und Reparaturen bestehe. „Die Schlange vor unserem Geschäft geht jeden Tag vom Parkplatz bis zum Eingang“, erzählte Schumann und erklärte: „Während des Lockdowns haben viele ihr Rad aus Langeweile wieder rausgeholt und das Fahrradfahren für sich entdeckt.“ Auch die Nachfrage an Reparaturen und Ersatzteilen sei extrem hoch. Für einen Werkstatttermin müsse man momentan zehn bis zwölf Woche warten, „und das obwohl wir jeden Tag von 5 Uhr morgens bis 21 Uhr abends arbeiten!“, betonte Manuel Schumann. Eine besonders hohe Nachfrage sei bei E-Bikes zu verzeichnen, und insgesamt sei der Umsatz extrem gestiegen. Sogar während des Lockdowns, als die Fahrradgeschäfte geschlossen waren, wurden Fahrräder per Lieferservice verkauft und die Beratung fand via Skype statt.

Auch Erica Neumann vom ADFC-Wolfenbüttel bestätigte das erhöhte Aufkommen an Radfahrern in Wolfenbüttel. Zwar gebe es in Wolfenbüttel keine konkreten Messungen, wie beispielsweise in Hannover, aber die Durchführung von bundesweiten Stichproben bestätige, dass sich die Zahlen der Radfahrer seit der Corona-Krise verdoppelt haben. In Wolfenbüttel sei der Anstieg deutlich auf den Straßen zu beobachten.

„Seit April sind beispielsweise die Fahrradabsteller am Wochenmarkt am Samstagmorgen schon voll!“, berichtete Erica Neumann. Das Fahrradaufkommen sei aus zwei Gründen während der Corona-Krise gestiegen: Zum einen, weil das Fahrrad eine Möglichkeit biete, sich auf Abstand an der frischen Luft zu bewegen, während Sportvereine und Fitnessstudios geschlossen hatten. Zum anderen, weil die öffentlichen Verkehrsmittel durch den Umstieg aufs Rad vermieden werden können. Das Fahrrad als Verkehrsmittel und als Freizeitaktivität hat somit an Bedeutung gewonnen. Die Wege in Wolfenbüttel seien zudem kurz. „Vom Stadtrand in die Innenstadt zum Wochenmarkt sind es meist nicht mehr als zwei Kilometer. Eine Strecke, die für die meisten gut zu meistern ist. Zudem verfügt Wolfenbüttel über schöne Radwanderwege entlang der Oker, die zu Radtouren einladen“, erklärte Erica Neumann weiter. Die Wolfenbütteler haben das Rad als neue Freizeitbeschäftigung und als Verkehrsmittel für sich (wieder-)entdeckt. Eine schöne Entwicklung die hoffentlich konstant bleibt. Erica Neumann ist da zuversichtlich. „Dieses Level könnte sich halten. Der Stellenwert der Fahrradfahrer ist allgemein gestiegen. Radfahren ist gesund, klimafreundlich und günstig. Und in einer klimafreundlichen Kommune wie Wolfenbüttel macht es besonders viel Spaß.“