Wenn man Matthias Roßberg in seinem Element erlebt, wie er mit Leidenschaft tüftelt und stolz seine Erfindungen präsentiert, dann mag man kaum glauben, dass dieser Mann vor etwa zwölf Jahren fünf Herzstillstände in kürzester Zeit erlitten  und zum Glück überlebt hat. Seitdem trägt er einen Herzschrittmacher und ist ein neuer Mensch. Noch im Krankenhaus fällte der heute 57-jährige eine wichtige Entscheidung. Er wollte Lösungen für wichtige Fragen der Zukunft finden, um damit den Menschen in seinem persönlichen Umfeld aber auch darüber hinaus zu helfen. Nachhaltige Systeme zu entwickeln, die ihrer Zeit voraus sind – das ist sein Anspruch seit über einer Dekade. Dabei hält er es gerne mit Leonardo da Vinci, der einst beteuerte: „Wissen ist ein Kind der Erfahrung.“

Von letzteren konnte Matthias Roßberg jetzt ideal profitieren. Beruflich stammt er aus der Maschinen- und Anlagenbaubranche. Später wechselte er zum Garten- und Landschaftsbau und führt seit 25 Jahren ein erfolgreiches Unternehmen in Wolfenbüttel. Dann kam Corona und damit der entscheidende Impuls für ein neues Projekt. Angespornt von der leidenschaftlich entfachten Diskussion um geeignete Be- und Entlüftungssysteme für Schulen und Büros, machte er sich ans Werk und entwickelte binnen zwei Monaten ein eigenes Konzept. 

Am 29. März meldete er sein Raumlüftungssystem beim Patentamt in München an. Am vergangenen Mittwoch stellte er es an einem Modell Vertretern aus Wirtschaft, Forschung und Politik vor. 

Das besondere an Roßbergs Erfindung: Zu- und Abluft wird über zwei separate Baukästen mit Vakuumschubladen transportiert. Diese werden unterhalb (Zuluft) und oberhalb (Abluft) der Fensterrahmen fest im Mauerwerk verbaut. Die Vorteile beim Lüftungssystem rossberg ® sinus, so der offizielle Name, liegen in seiner Multifunktionalität. Neben dem reinen Austausch der Luftmassen ist es auch in der Lage, Wärme zurück zu gewinnen. Darüberhinaus klimatisiert es Räume, fungiert als Schallschutz und – dank integrierbarer Solarmodule – auch als Stromspeicher. Einbrecher haben bei Roßbergs Erfindung keine Chance ins Innere von Räumen zu gelangen, ebenso wenig wie Insekten oder Pollen. 

Im Gegensatz zu andern Geräten auf dem Markt, kommen bei dem Lüftungssystem rossberg ® sinus Komponenten verschieden Hersteller zum Einsatz. Das ermöglicht auch nachträgliche Konzeptänderungen und eine Ausstattung, die sich nach den individuellen Kundenbedürfnissen richtet. Kurzum: Matthias Roßberg hat ein Lüftungssystem entwickelt, das in der Summe seiner Eigenschaften einzigartig ist. 

Mit der Tischlerei Niehoff und der Firma IMWAB hat er zwei ortsansässige Partner gefunden, die Bereitschaft gezeigt haben, in das Projekt einzusteigen. Mitte Oktober soll der Prototyp des Lüftungssystem stehen. Mit einem Anlaufen der Produktion rechnet Matthias Roßberg dann Anfang nächsten Jahres. 

Die Kosten für ein einzelnes System belaufen sich nach Schätzungen auf circa 6000 bis 7000 Euro. Bei etwa 170 Klassenzimmern in Wiolfenbüttel kommt da schon etwas zusammen. 

Gefragt nach der Finanzierung seines Projekts, gibt sich Matthias Roßberg bescheiden: „Für mich ist es erstmal eine ideele Geschichte. Sobald es eine kommerzielle Angelegenheit wird, brauche ich natürlich Partner und Investoren.“ 

Bleibt im Erfolgsfall nur abzuwarten woher oder wohin dann der Wind in Politik und Verwaltung weht.