Den Mitgliedern merkte man den Motivationsschub an. Zwar holte jede Ortswehr ihre Kartons getrennt ab, damit sich corona-bedingt nicht zu viele treffen, doch alle brachten ihre Freude über die Beschaffung am Gardesser Dorfgemeinschaftshaus zum Ausdruck. Die Gemeinde habe tief in die Tasche gegriffen und holte 120.000 Euro aus dem Portemonnaie. Allerdings: „Es geht hier nicht darum, dass wir schöner aussehen. Es geht um Schutzausrüstung“, betonte Gemeindebrandmeister Marcus Peters. Die alte Kleidung für die Atemschutzgeräteträger sei nach über zehn Jahren nicht mehr in Ordnung. Das habe praktische Gründe: Bei Brandeinsätzen bilden thermische Einwirkungen wie Wärmestrahlung, Rauchgasdurchzündungen und Wasserdampf die Hauptbelastungen für die Einsatzkräfte. „Nur durch korrektes Tragen einer geeigneten persönlichen Schutzausrüstung können sich die Mitglieder davor schützen“, fuhr Peters fort. Hitzeeinwirkungen und auch die Weichmacher in den Waschmitteln sorgten aber im Laufe der Zeit dafür, dass die schützenden Membrane ganz einfach an Wirkung verlieren. „Dieser Zustand ist erreicht worden, weshalb die Anschaffung nötig wurde“, bestätigte Bürgermeister Detlef Kaatz. Auch das Alter an sich und UV-Strahlung führe zum normalen Verschleiß. 

Gegenwärtig sind in allen zehn Ortswehren 120 Personen als Atemschutzgeräteträger tätig. „Die Einsatzkleidung aus Überjacke und Überhose stamme weitestgehend aus den Jahren 2007 bis 2012“, sagte Peters, der dem Gemeinderat, der Verwaltung und auch dem Verwaltungschef seinen Dank aussprach. „Der Rat stimmte der überplanmäßigen Ausgabe im Oktober einstimmig zu. Die Politik war sofort dafür, obwohl es ein hoher Invest war. Das ist nicht selbstverständlich.“ 

Verwaltungsmitarbeiter Tobias Schwarze habe schließlich Termine abgestimmt, Muster ausgesucht und die Ausschreibung vorgenommen. Von verschiedenen Firmen habe man sich Exemplare senden lassen. Die Atemschutzgerätewarte bewerteten sie und suchten die Farbe „beige“ aus. Laut dem Gemeindeatemschutzbeauftragten Christian Hundt habe diese den Vorteil, dass man jegliche Art von Schmutz sofort sehe. „Blut, Öl, Schmutz und andere Flüssigkeiten“, sagte er. Schließlich organisierte er drei Ankleidungstermine. „Jeder PA-Träger wurde vermessen und nun individuell ausgerüstet.“ 

Eine sukzessive Beschaffung sei laut dem Bürgermeister nicht sinnvoll gewesen, da gegebenenfalls im Brandeinsatzfall womöglich für die zur Verfügung stehenden Kräfte nicht die geeignete Kleidung da gewesen wäre. Die komplette Beschaffung ermögliche zudem ein Controlling. „Wer hat wann was bekommen und wie oft ging die Kleidung in die Reinigung. Das sind wesentliche Fragen bei der Nutzungszeit im Rahmen des Beschaffungsplans“, schob Kaatz nach, der ergänzte, dass die Gemeinde ihrer gesetzlichen Aufgabe zur Ausrüstung und Unterhaltung nachgekommen sei. 

Peters freute sich, weil die Kleidung multifunktionell sei. In die Einsatzjacke könne man ein Funkgerät und eine kleine Lampe stecken. Zudem habe es Platz für ein Rettungsmesser. Das entlaste seinen Angaben zufolge die Kräfte erheblich, weil die Hände frei sind. Zudem befindet sich auf der Rückseite eine Rettungsschlaufe, die dazu dient, den PA-Träger im Notfall wegziehen zu können. „Es geht hier um die Sicherheit und um den Eigenschutz“, meinte Kaatz. Daher habe man auch auf qualitative Reflektoren gesetzt, die auf die beige Farbe abgestimmt seien. Hundt erklärte: „Wir haben hierzu Erfahrungen von der Feuerwehr Hannover erhalten, die zum Entschluss kam, dass die Kombination zur Sicherheit beiträgt.“ Peters merkte hierbei die Einsätze auf der A39 an. Die Überhose verfüge im Gegensatz zum Vorgängermodell übrigens über Knieschoner.  

Feuerwehrmann Nils Hauffe aus Abbenrode sagte, dass die Kleidung leichter und besser geschnitten sei. Das Tragegefühl sei besser. Er fühle sich nicht mehr beengt. Dies bestätigten auch Kevin Pogan und Stephan Scher aus Destedt. Mit Luftflasche, Schlauch und Strahlrohr kommen schnell 30 bis 40 Kilogramm zusammen, die die Kräfte im Ernstfall stemmen müssten. 

Die alte schwarze Kleidung wurde eingesammelt und soll gereinigt werden. Laut Peters soll sie an die nicht-PA-Träger als Wetterschutzkleidung ausgegeben werden.