„Polyhymnia Caduceatrix & Panegyria“ bedeutet frei ins Deutsch übersetzt: Die Vielsingende, Brückenbauerin und Festrednerin. Diesen Titel gab der Komponist Michael Praetorius seiner Sammlung aus 40 Choralsätzen, die 1619 veröffentlicht wurden und im 17. Jahrhundert große Verbreitung erfuhren. Zunächst wurden die Werke bei Fürstenfesten aufgeführt. Heute kommen auch ganz normal Menschen in diesen besonderen Musikgenuss.

Eine Auswahl dieser Sätze wird nämlich im Rahmen des Festjahres zum 400. Todestag des Wolfenbütteler Ausnahmemusikers am Sonntag, 31. Oktober um 17 Uhr in der Hauptkirche zu hören sein. Das Konzertprogramm beinhaltet die Choräle  „Wachet auf ruft uns die Stimme“, „Siehe wie fein und lieblich ist“, „In dich habe ich gehoffet Herr“, „Wenn wir in höchsten Nöten sein“, „Gelobet und gepreiset“, „Christ unser Herr zum Jordan kam“, „Halleluja: Christ ist erstanden“, „0 Lamm Gottes unschuldig“ und das „Magnificat“. 

Der Konzertveranstalter, der Kulturstadt Wolfenbüttel e.V. unter Leitung von Prof. Dr. Christoph Helm, konnte in Kooperation mit dem Michael Paetorius Collegium, in persona dessen Vorsitzenden  Winfried Elsner, zwei hochkarätige Ensembles für diesen besonderen Abend verpflichten. Das instrumentelle Fundament liefert Musica Fiata mit 18 Musikern an diesem Abend, die sich ganz der Aufführung der Musik des 16. und 17. Jahrhunderts auf historischen Instrumenten verschrieben haben. Aufgrund ihrer aufregenden und virtuosen Aufführungen wurde Musica Fiata schon zu führenden Festivals in ganz Europa eingeladen. Außerhalb Europas gastierten sie unter anderem in Singapur und Mexico.

Die insgesamt 13 Vokalisten stammen von La Capella Ducale. Das Ensemble wurde 1992 als Ergänzung zu Musica Fiata gegründet, um eine stilistische Einheit bei größeren Werken zu gewährleisten. Von Kritikern ist den Solisten eine durchweg bestechende Leistung attestiert worden. Ebenfalls wird die außerordentliche homogene Verbindung mit dem Instrumentalklang hervorgehoben. Das Besondere: Alle Sänger treten in unterschiedlichen Konstellationen und an diversen Plätzen innerhalb der Hauptkirche auf. Bereits Praetorius arbeitete seinerzeit mit diesem rotierenden Aufführungsprinzip und erschuf somit völlig neue Klangerlebnisse.

Beide Ensembles wurden von Roland Wilson gegründet und werden bis heute von ihm geleitet. Seine Aufführungen sind gekennzeichnet durch eine Kombination von historischer Genauigkeit und künstlerischer Inspiration. Der Dirigent verfügt über hervorragende Kenntnisse der Musik des 17. Jahrhunderts, die es ihm ermöglicht haben, viele unvollständig überlieferte Werke stilecht zu rekonstruieren.  

Komplett überliefert hingegen ist das Gemälde, welches unter Praetorius die Titelseite der Notenbücher zur „Polyhymnia Caduceatrix & Panegyria“ zierte. Dort findet sich auch eine wichtige Unterzeile für das Wolfenbütteler Publikum: „Gaudeamus & exultemus, quia venerunt NUPTIAE AGNI“, zu deutsch: „Lasset uns freuen und fröhlich sein und hoch springen, da die Hochzeit des Lammes (~ des Herrn) gekommen ist.“ Das klingt nach einem vielversprechenden Konzerterlebnis.     

Hinweise:

Weitere Informationen und Tickets über die gemeinsame Internetpräsenz des Kulturstadt Wolfenbüttel e.V. und des Michael Paetorius Collegiums unter  www.michael-praetorius-2021.de; Der Eintritt für das Konzert am Sonntag, 31. Oktober um 17 Uhr in der Hauptkirche BMV kostet 22 Euro. Freien Eintritt haben Schüler, Studierende, Inhaber der Wolfenbüttel-Card sowie Leistungsberechtigte nach SGB II und SGB XII. Es gelten die zu diesem Zeitpunkt gültigen Vorsichts- und Hygieneregeln zur Eindämmung der Corona-Pandemie.

Ebenfalls am Monatsletzten endet übrigens auch die Sonderausstellung über Praetorius‘ Leben, Wirken und Bedeutung für die Musikgeschichte im Übergang von der Renaissance zum Barock. Eine Dauerausstellung wird derzeit neu konzipiert und erarbeitet.