Kinderfreude ist doch die schönste Freude. Das wurde mal wieder deutlich, als es am Mittwoch einen großen Termin im Eberts Hof gab, dem Tafel-Shop des DRK-Kreisverbandes am Großen Zimmerhof 29. Dort stand bereits zum 15. Mal die Verteilung der Spenden für „Tafel macht Schule“ an – wie immer ein großer Tag für die Erstklässler aus bedürftigen Familien, die stets dreifach beschenkt werden.
„Neben einem hochwertigen Ranzen bekommt jedes Kind eine Schultüte und eine Tragetasche mit Ausrüstung“, erklärte Sonja Meyer. Sie ist neben Tafelleiterin Juliane Liersch neue DRK-Projektleiterin für Tafel macht Schule, beide arbeiten im Ehrenamt. „Für mich ist das die erste Verteilung dieser Art“, sagte die Neue, „ich freue mich riesig darauf.“ Bis April war die 60-Jährige als Arzthelferin tätig, dann wechselte sie langsam in den Ruhestand, half erst einen, dann zwei Tage pro Woche im Tafelladen. „Das Ehrenamt hat mich schon das ganze Leben begleitet.“
Nun stand also der erste Höhepunkt an. 50 Kinder hatte das Rote Kreuz persönlich eingeladen, sich die Erstausrüstung abzuholen. Und zum ersten Mal wurde die Begrüßung mit Erklärung des Ablaufs auf Englisch gehalten: „In diesem Jahr haben wir ganz viele Flüchtlingskinder“, erzählte Juliane Liersch, „aus der Ukraine, aus Afrika und anderen Staaten.“ Die Sprachbarrieren seien im Tagesgeschäft hoch, aber am Ende komme man immer irgendwie ans Ziel.
Erfreulich: Als die Tafelleiterin später im Laden nur die Kinder fragte, wer denn Deutsch spreche, da gingen fast alle Finger in die Höhe. Und als dann der Startschuss gefallen war, spielte Sprache ohnehin keine Rolle mehr: Jedes Kind durfte sich seinen Ranzen und die Schultüte nach dem Dekor aussuchen – ganz offensichtlich gleichen sich die Geschmäcker auch international. Bei den Mädchen standen Einhörner hoch im Kurs, bekannte Comic-Figuren, und alles möglichst in Pink. Die Jungs griffen zu Grün und Blau, wobei Trecker, Mähdrescher und Raumfahrer schwer angesagt waren.
Die Abholerzahl von 50 Kindern bedeutete für die Wolfenbütteler Tafel übrigens einen Rekord, den das DRK nur mit Spenden von rund 6000 Euro bewältigen konnte. „Neben dem Geld haben wir aber auch ganz viel Schweiß gelassen“, erklärte Sonja Meyer lachend. Wochenlang durchstreifte sie Geschäfte, handelte Preise nach unten und sorgte zu guter Letzt in einem großen DRK-Container dafür, das alles gerecht in Tüten verpackt wurde.
Allein die Tragetaschen beinhalteten 40 Artikel, von Blöcken und Mappen über Stifte und Malsachen bis hin zu Trinkflaschen und Behältern für die Hasenbrote. Dass sich in den Schultüten auch ein paar Süßigkeiten finden ließen, versteht sich von selbst. Und doch: „Nächstes Jahr werden wir wohl einen mehrsprachigen Zettel gestalten mit Hinweisen, was es überhaupt mit Schultüten auf sich hat“, kündigte Juliane Liersch an.
Denn eins wurde auch deutlich: Die Interessen der Kinder im Laden mit denen der Eltern vor den Fenstern unter einen Hut zu bringen, war nicht immer ganz einfach. „Wir bleiben da aber unserer Linie treu“, kommentierte die Tafel-Leiterin lautstarke Versuche der Eltern, Einfluss auf den Nachwuchs zu nehmen: „Bei der Auswahl der Sachen zählt nur, was die Kinder wollen.“
Ihre neue Projektleiterin jedenfalls war rundum zufrieden mit der Veranstaltung. „Wir wollen uns aber ganz besonders bei den vielen Spendern bedanken, die zu diesem Erfolg beigetragen haben“, unterstrich Sonja Meyer. In diesem Jahr sei dabei die Belegschaft des benachbarten Woolworth-Marktes hervorzuheben. „Sie haben sich unheimlich viel Mühe gegeben, haben mitdekoriert und aus anderen Märkten herbeigeschafft, was benötigt wurde.“ Und Geld wurde durch die Beweglichkeit der Marktleitung auch noch gespart: „Auf diese Weise konnten wir insgesamt zehn Ranzen mehr besorgen und ausstatten.“
An erster Stelle jedoch stand auch bei ihr, wie glücklich wieder die Erstklässler gemacht wurden: „Ich freue mich total. Die Reaktionen der Kinder waren wirklich zu süß.“