Wolfenbüttel. Das radiologie.zentrum.nordharz verfügt jetzt über den leistungsstärksten Magnetresonanz-Tomografen (MRT) in der Region Wolfenbüttel/Nordharz. Der über sieben Tonnen schwere Apparat kann hochauflösende Bilder zur Diagnose verschiedenster Krankheiten anfertigen und wurde am Dienstag mit einem Schwerlastkran und viel Muskelkraft in das Gebäude am Monplaisir 3 umgesetzt. Bis zum 7. März sollen die Restarbeiten und die Einarbeitung des Personals in die hochkomplexe Maschine abgeschlossen sein. 

Radiologiezentrum-Geschäftsführer Ingolf Senking ist stolz und schwärmt von den Vorteilen des neuen MRT sowohl für Patientinnen und Patienten als auch für die rund 50 Mitarbeiter am Standort Wolfenbüttel. Denn ein guter MRT, so der Geschäftsführer, könne Leben retten. Jörg Engelken ist Projektleiter bei Siemens und verantwortlich für Transport und Aufbau des Apparates. Hierfür steht am Dienstagmorgen ein Kran auf dem Parkplatz des Radiolgiezentrums. Das tonnenschwere Gerät soll nach seiner Reise vom Werk in Erlangen nach Wolfenbüttel aus dem LKW am Straßenrand ins Gebäude umgesetzt werden. Auf der Südseite des Gebäudes klafft dazu ein Loch im Mauerwerk, das gerade groß genug für die massive Maschine zu sein scheint. Für Engelken einer seiner leichteren Aufträge:  „Neulich mussten wir so ein Ding durch eine ganze Abteilung schieben“, erzählt der erfahrene Projektleiter. 

Die Muskelarbeit erledigen die Mitarbeiter des Healthcare-Logistikers Simon Hegele, der auf Schwertransporte und Installationen dieser Art spezialisiert ist. Doch lange passiert erst mal nichts – Zollstockarbeit ist angesagt. „Stimmt was nicht?“, fragt Senking in Richtung der Logistikexperten. „Nur noch einmal sichergehen“, lautet die Antwort. Wozu die Messarbeiten aber auch dienten, war der Bau einer Rampe aus Holz und Stahlbrettern, auf welcher der MRT bis zu seinem endgültigen Standort geschoben werden soll – per Hand. 

Der lange erwartete große Moment ist da. Sieben Tonnen erheben sich über die Dächer Wolfenbüttels und werden vom Kranführer sachte vor das Mauerloch manövriert. Senking begutachtet sein neuestes Gerät, das – scheinbar schwerelos – im Wind schaukelt und kommentiert: „Das ist meine achte MRT-Anlieferung. Und es ist immer wieder was Besonderes!“ 

Eine komfortable Umgebung

Szenenwechsel: Hinter dem Mauerloch wartet nicht etwa eine Baustelle, sondern ein hochmoderner Behandlungsraum mit allen Finessen: „Wir haben zwei Bildschirme, einen großen in der Wand und einen in der Decke“, sagt Senking und deutet auf die in die Wände eingelassenen Paneele. „Damit können wir Patienten und vor allem Kindern ein bisschen die Angst vor der lauten Maschine nehmen – die können während der Behandlung bei uns einfach YouTube oder Mickey-Maus Filme gucken.“ Eine den Raum umlaufende LED-Beleuchtung mit Farbwechselfunktion und ein heller Holzfußboden lassen den Raum wie eine Wellnessoase wirken. Noch ist der Boden aber mit Folie abgedeckt. An einer Stelle wurde das Fundament verstärkt, um den neuen MRT aufzunehmen – Es soll noch mehrere Stunden dauern, bis das Gerät an seiner endgültigen Position steht. Die präzise Millimeterarbeit der Logistiker sorgt für Staunen beim Radiologiezentrum-Personal. ”Hier waren mal unsere Verwaltungsräume“, erzählt Patricia Hagedorn, Assistentin der Geschäftsführung, zur Geschichte des neuen Behandlungsraumes. Die Büros konnten in den seit April 2020 errichteten, neuen zentralen Verwaltungskomplex für alle Standorte vom radiologie.zentrum.nordharz umziehen. Die Räume wurden frei und sollen nun zum Wohle der Patienten umgenutzt werden. Fast zwei Jahre ist das inzwischen her. Vor einem Dreivierteljahr wurde dann die Bestellung für den neuen MRT ausgelöst. Dass der Zeitplan in Zeiten von Lieferengpässen und Handwerkermangel aufgegangen ist, verblüfft: „Klug eingekauft, langfristige Verträge geschlossen und wir sind zuverlässiger Partner in allen Bereichen mit einem soliden Netzwerk“, sagt der Diplom-Kaufmann Senking dazu. Er sei dankbar für die sehr gute Zusammenarbeit mit den Handwerksfirmen verschiedener Gewerke, mit denen man auch Lösungen für Bauteile gefunden habe, die normalerweise eine besonders lange Lieferzeit hätten.

Die Magnetresonanz-Tomografie ist ein bildgebendes Verfahren, welches das Körperinnere in Schnittbildern, einem sogenannten „Tomogramm“ darstellt. Aus den Bildern können Ärzte Diagnosen ableiten, ohne den Patienten zu verletzen. Im Gegensatz zum Röntgen oder zu Computertomografie (CT) wird beim MRT keine auf Dauer schädliche Röntgenstrahlung eingesetzt. “Sie können sich also quasi jeden Tag ohne Nebenwirkungen in diese Röhre legen”, erklärt Senking. Die Besonderheit des neuen MRT-Scanners namens “Magnetom Lumina” der Marke Siemens sei das besonders starke Magnetfeld. Die Stärke von Magnetfeldern wird in ‘Tesla’ gemessen. “Es gibt Standard-Arbeitspferde, die haben in der Regel 1,5 Tesla. Dieser MRT geht mit 3 Tesla weit darüber hinaus”, erläutert Projektleiter Engelken. Zum Vergleich: Das ist etwa 60.000-mal so stark wie das Magnetfeld der Erde. Diese Leistungssteigerung gibt dem Behandler zwei Optionen: “Entweder ich erhöhe die Auflösung oder die Geschwindigkeit”, führt Engelken aus. Senking fügt hinzu: “Die Untersuchungen gehen etwa ein Drittel schneller. Eine Abdomen-Untersuchung, die vorher eine Dreiviertelstunde gedauert hat, schaffen wir jetzt in fast 20 Minuten. Das ist das Ziel dieses 3-Tesla-Gerätes, es für den Patienten angenehmer zu machen.” Noch darüber hinaus ist die “Röhre” zehn Zentimeter breiter als bei herkömmlichen MRT-Scannern. Auch wenn das zunächst nicht nach viel klingt, könne das für Patienten mit Platzangst einen großen Unterschied machen.

Der Faktor Zeit rettet Leben 

Das 1,5 Millionen Euro teure Gerät könnte dabei sogar Leben retten: “Wir haben durch das neue MRT die Möglichkeit, spezielle Untersuchungen wie die der Prostata deutlich differenzierter durchzuführen.” Für das Fachgebiet Prostatakrebs habe man eigens zwei Experten am Standort Wolfenbüttel. Doch nicht nur dieser Faktor verbessere die Früherkennungsrate dieser nach Darmkrebs häufigsten Krebserkrankung bei Männern. “Beim MRT hatten wir bisher zirka 35 Patienten am Tag, auch ein bisschen abhängig von der Art der Untersuchung. Jetzt können wir am Standort Wolfenbüttel bis zu 80 Personen täglich untersuchen, also mehr als doppelt so viele.” Der MRT-Zuwachs wird auch die teils langen Wartezeiten verkürzen – gerade bei zeitkritischen Diagnosen wie Krebs können die Chancen auf Behandlungserfolg so gesteigert werden. “Unser besonderer Service ist außerdem, dass wir den Patienten ihre Befunde nicht nur digital mit einem Onlinezugang mit nach Hause geben, sondern ihnen die Ergebnisse auch auf Wunsch vor Ort erklären”, hebt Senking hervor. Dafür würden Patienten bisweilen auch weite Wege in Kauf nehmen: “Gerade wenn man Angst hat, eine schwerwiegende Krankheit zu haben, will man nicht warten bis zum Haus- oder Facharzttermin in zwei Wochen.” 

Engelken erklärt, was bis zur Inbetriebnahme des MRT-Gerätes noch zu tun ist: “Das wird jetzt in allen Details montiert, was etwa eine Woche dauert.“ Anschließend komme ein Inbetriebnehmer vom Werk, der das Gerät gegenüber äußeren Einflüssen wie dem Erdmagnetfeld und Eisen in der Umgebung richtig kalibriert. „Das nennt man ‘Schimmen’”, merkt Engelken an. Nach der Einstellung folge dann eine zweiwöchige Einarbeitungsphase für die Fachärzte und Ihre Mitarbeiterinnen. “Und ab dem 7. März gehen wir in den Volllastbetrieb”, so Senking abschließend. Hierauf freuen sich nicht nur die ärztlichen Gesellschafter Dres. med. Wigmann, Macher, Wittmann und Schönfeld, sondern auch alle angestellten Fachärzte und das gesamte als äußerst zuvorkommend bekannte Personal.