Es ging einfach nicht ohne: Nachdem 2021 ausfallen musste, war es unvorstellbar, dass auch 2022 das zweite Februar-Wochenende ohne Fastnacht stattfinden sollte. „Ein No-Go! Die Destedter Fastnacht lebt!“, brachte es Michael Marsel, Wagenbau-Chef der „Glorreichen 7“, auf den Punkt. Die Mitglieder waren quasi der diesjährige Zünder. Aber auch die Cremlinger „preschten“ vor. Doch dazu später mehr. In jedem Fall war der Wettergott auf ihrer Seite am vorigen Sonntag. Er erfüllte jeden Wunsch, es war der Traum eines jeden Karnevalisten: Blauer Himmel, Sonnenschein, zwei bis drei Grad, in der Sonne etwas mehr. Und das wichtigste: kein Regen. Die Stimmung war vorprogrammiert. Zugegeben: Es war nicht wie sonst. Keine Vorverkaufsrunden, kein Abholen der Ehrendamen, kein Maskenball, keine Kindermaskerade. Stattdessen: Ein „Steh-Zug“ auf der Unterburg. Es war originell, wobei es quasi nur die Schlussszene des ansonsten stattfindenden Umzuges war. Aber immerhin. Die Sehnsucht der Jecken war bis in die Fingerspitzen zu spüren. Abbenröder, Cremlinger, Schandelaher, ein paar Gesichter aus Gardessen und Veltheim, sie alle kamen, waren neugierig. Denn terminlich eröffneten die Junggesellen damit den Karnevalsreigen der Hochburgen am Elm.  

Michael Marsel erklärte, dass seine Gruppe auch bauen wollte, selbst wenn es zu keiner Präsentation gekommen wäre. „Uns geht es um die Geselligkeit. Wir wollen uns nicht aus den Augen verlieren und hatten Angst, dass die Gruppe darunter leidet“, erklärte er. Für ihn und seine Mitglieder sei es daher ein schönes Zeichen, dass sich fünf von acht Gruppen anschlossen und ermutigen ließen, wenn auch in abgespeckter Version. Marsels Gruppe zeigte dies mit einem Motiv von „James Bond“ und dem neuen Kinofilm „Keine Zeit zu sterben“. Links und rechts des Wagens las man „Wir brennen für die Fastnacht“ und „Feuer und Flamme für die Fastnacht“. Ohnehin war bei der Gruppe zuletzt viel los. Nachdem sie am jahrelangen Standort nicht mehr bauen konnten, bezogen sie eine Parzelle in den Kleingärten, richteten sich baulich ein. 

Niklas Schwesig, Präsident der Jungen Gesellschaft, gab an, dass bei der Neujahrs-Versammlung der Beschluss gefasst wurde, die Fastnacht zu feiern. „Seit über 100 Jahren ist es Tradition.“ Zwar kamen die Junggesellen nicht im Landgasthof Krökel zusammen, stattdessen vor der Tür am Lindenplatz im Kreis. „Wir waren uns einig, dass wir die Wagenbauer nicht im Stich lassen“, betonte der 30-Jährige. „Wir wollten definitiv was machen.“ Er nahm intensiven Kontakt zu Hans Gerkens, Vorsitzender in Cremlingen, auf. Denn diese feiern am 27. Februar mit Umzug und Biwak auf dem Rewe-Parkplatz (wir berichteten). Die Cremlinger stellten ein Hygienekonzept für ihren Umzug auf, meldeten alles an – und bekamen die Erlaubnis. Schwesig verriet indes: „Wir machten das gleiche, bekamen aber eine Absage vom Gesundheitsamt für den Umzug. Das war für uns überhaupt nicht nachvollziehbar. Hier wurde offenbar unterschiedlich gewertet.“ Die Destedter wollten das nicht auf sich sitzen lassen. Sie änderten das Konzept auf einen „Steh-Zug“ auf der Unterburg. Und das wurde schließlich genehmigt. Ein Sicherheitsdienst kontrollierte am Eingang den Impfstatus. 

Satte drei Stunden lang war dann die Party im Gange. Hoch und runter hörte man die Klassiker wie „Sweet Caroline“ über „Kölsche Jung“ und „Atemlos durch die Nacht“. Es fühlte sich fast an wie vor Corona. Gefeiert haben sie nach allen Regeln der Kunst. Die 30 Junggesellen halten die Tradition am Laufen und freuten sich über die neue Tanzgarde. Dessen Puls schlug Achterbahn vorm Debütauftritt. Knapp vier Minuten dauerte der Tanz. Dann aber wurde der Turbo gezündet. Was für eine Show! Mega! Den tosenden Applaus hatten sich die Mädels redlich verdient. Nach einer Atempause gab’s die geforderte Zugabe. 

Später richteten die Junggesellen noch ein Online-Männerfrühstück aus. In kleinen Gruppen gingen sie in Partykeller oder Wohnzimmer, schalteten sich zusammen. Beziehungsweise das Dreigestirn – bestehend aus Ortsbürgermeister Diethelm Krause-Hotopp, Schulleiter Ulli Kleinfeldt und Ex-Pfarrer Thomas Posten – machte es sich im Lehrerzimmer gemütlich. Bei Brötchen, DJ Jens, Büttenreden und Wolters vergingen langersehnte, närrische Stunden. Schwesig reimte dabei einleitend: „Trotz Corona ist die Fastnacht mit Euch toll. Destedt bleibt Destedt – jawoll!“