Seit 61 Jahren nun bringen die Brüder der Druidenloge „Bardstjernen“ aus Drammen gemeinsam mit ihren Freunden der Wolfenbütteler Loge „Zur Bundestreue“ die Friedenstanne für den Wolfenbütteler Weihnachtsmarkt auf die rund 1.000 Kilometer lange Reise. Seit Jahrzehnten soll die Wolfenbütteler Friedenstanne ein Zeichen für Freundschaft, Brüderlichkeit und europäische Zusammenarbeit über alle Grenzen setzen. Und traditionell wird sie erst am 1. Advent, und nicht schon zur Weihnachtsmarkteröffnung, illuminiert. In diesem Jahr konnte Bürgermeister Ivica Lukanic neben der Delegation an Logenbrüdern aus Dramen – diese sogar auf norwegisch – und Wolfenbüttel auch wieder Gäste aus der Partnerstadt Blankenburg und einige interessierte Bürger auf dem Stadtmarkt begrüßen.

 „In diesem Jahr steht die Friedenstanne recht einsam auf dem Stadtmarkt. Das bunte Treiben des Weihnachtsmarktes findet aufgrund der innerstädtischen Baustelle auf dem Schlossplatz statt. Besucher haben dadurch die Gelegenheit, den Baum in Ruhe und im wahrsten Sinne des Wortes in Frieden zu betrachten“, so der Bürgermeister. Vor 61 Jahren leuchteten die Kerzen der ersten Friedenstanne auf dem Stadtmarkt. Sie sei ursprünglich das Friedenssymbol deutsch-deutscher Verständigung. Das Friedenssymbol eines Landes, getrennt in zwei Blöcke, die sich unversöhnlich gegenüberstanden. Heute sei die Friedenstanne bedeutungsvoller denn je. „Unsere Hoffnung auf ein friedliches Jahr 2023 mit der Beendigung des Blutvergießens in der Ukraine hat sich nicht erfüllt“, betonte Lukanic.

Und seit dem 7. Oktober tobe im Gazastreifen zudem ein von der Terrororganisation Hamas ausgelöster Konflikt, der bereits tausende Opfer gefordert habe, der Unbeteiligte zur Flucht zwinge und dessen Ende nicht abzusehen sei. „Solche Ereignisse erschüttern uns in unserer Zuversicht und in unserem Sicherheitsempfinden“, unterstrich der Rathauschef. „Mitten in Deutschland unter uns, gibt es offenen Antisemitismus, der in pro-palästinensischen Demonstrationen zu Tage tritt. Menschen jüdischen Glaubens haben Angst, sich in der Öffentlichkeit zu zeigen und tragen sich mit dem Gedanken, unser Land zu verlassen. Wir stehen vor diesen Herausforderungen, die immer schwieriger und dringlicher werden. Die Stimmung in der Welt ist so eisig wie seit langem nicht mehr“, stellte Lukanic fest, „trotzdem haben wir mit dem Blick auf ein friedliches Miteinander nicht den geringsten Anlass zu resignieren. All diese Herausforderungen sollen uns zur unerschöpflichen Kraftquelle werden, um uns gegen die Entwertung und Entmenschlichung in unserem Land und hier vor Ort zu stellen.“ Mit der Illuminierung der Friedenstanne in diesem Jahr brächten die Verantwortlichen Licht in die dunkle Zeit. Das Licht der Friedenstanne sei in der Vergangenheit ein Beitrag zur friedlichen Revolution und der friedlichen Vereinigung unseres Landes gewesen. „Ich wünsche mir, dass dieses Licht aus Wolfenbüttel ausstrahlt und den Menschen in anderen Regionen und der Welt den Frieden bringt, den wir haben. Ich wünsche mir auch, dass das Licht unserer Friedenstanne unseren gesellschaftlichen Zusammenhalt erleuchtet und Toleranz und Menschlichkeit unter uns fördert. Unsere Achtsamkeit, unser Mut und unsere Empathie sind der Nährboden wachsender und gedeihender Friedfertigkeit. Sie sind unser gesellschaftlicher Auftrag!  Im Großen sowie im Kleinen, hier in Wolfenbüttel. Mit der Erleuchtung der Tanne reichen wir die Hand für eine friedfertige Völkerverständigung. Hand in Hand und in Eintracht für den Frieden mit unseren Freunden in Norwegen und hier in Deutschland.”

 Ulrich Krause-Willenberg von der Wolfenbütteler Loge „Zur Bundestreue“ dankte dem Bürgermeister für seine Worte und hatte weitere Lichter dabei, die ebenjenes Licht weiter in die Welt hinaustragen sollen. Das erste Teelicht überreichte der dem Bürgermeister.