Satte Blechklänge in vielen Ecken der Lessingstadt. Überall sieht man die Musiker an diesem Wochenende mit ihren Instrumentenkoffern. Der Landesposaunentag ist in Wolfenbüttel zu Gast. Viele Trompeten, Posaunen, Tuben und Hörner erklingen seit Freitag in der Innenstadt. Solche Landesposaunentage sind große Bläserfeste, die das Posaunenwerk der evangelischen-lutherischen Landeskirche in Braunschweig in der Regel alle drei bis vier Jahre organisiert. Zuletzt fand er aufgrund der Corona-Pandemie 2018 in Braunschweig statt. Noch gut haben wir in Erinnerung, wie sich damals zwischen Dom und Handwerkskammer mehrere hundert Zuhörer an der geistlichen und weltlichen Musik erfreuten. Nun findet dieses tolle Ereignis in Wolfenbüttel statt. „Das gehört zusammen“ lautet das Motto des Landesposaunentages 2023. Ein toller Leitgedanke, mit viel Interpretationskraft.
Am Freitag eröffnete der Bläserkreis der Braunschweiger Landeskirche und das „Jungen Blech“, einem Projektensemble mit fortgeschrittenen Teenagern aus den Posaunenchören, diesen Posaunentag in St. Trinitatis. In dem 300 Jahre alten Gotteshaus waren die Sitzreihen im Erdgeschoss mit gut 250 Zuhören schnell gefüllt, aber auch auf den oberen beiden Emporen lauschte man den Klängen, die in den Wölbungen des Kirchenschiffs gut nachhallten. Der Blick ins Publikum erfreute. Viele schlossen die Augen. Sie ließen die Klänge bei dem zweistündigen Konzert voll auf sich wirken.
Landesobmann Jens Paret freute sich über die vielen Besucher. „Das gehört zusammen“ ist eine Zeitansage und eine Glaubensaussage, meinte er. In dem Motto stecken die Wörter „hört zu“. Musizieren könne man nur zusammen. „Es ist ein Signal für Gemeinschaft. Posaunenchöre sind eine starke Bewegung in der Landeskirche“, meinte der Pfarrer. Anderthalb Jahre Probe liegen hinter den Chören, erklärte der neue Landesposaunenwart Sebastian Harras, der im September 2021 die Aufgabe von Siegfried Markowis nach knapp 30 Jahren übernahm. Es sei sein Traumjob. Neben ihm dirigierte auch Bildungsreferent Ronald Schrötke. Es war ein erfrischender Besuch, der Lust machte, auf mehr. Ein paar Experimente bauten sie in ihr Konzert ein. Denn mal standen die Bläser vor der Kanzel im Halbkreis, mal teilten sie sich auf drei Halbkreise in der Kirche auf und Harras und Schrötke dirigierten inmitten der Zuhörer.
Die Eröffnung war schon gelungen, doch mit 30 Musikern noch nicht das, was sich gestern Abend vor dem Wolfenbütteler Schloss abspielte. Nach Angaben vom Landesposaunenwart reisten an diesem Wochenende knapp 350 Musiker aus 58 Posaunenchören nach Wolfenbüttel an. Auch aus Nord- und Süddeutschland kamen Freunde der Bläsermusik. Holger Bormann, stellvertretende Bürgermeister, wünschte den Teilnehmern am Freitag auch viel Spaß beim Erkunden der Stadt. „Wolfenbüttel hat viel zu bieten.“ Und damit meinte er sicherlich nicht nur den Komponisten Michael Praetorius aus dem 16. Jahrhundert, der mit seinen Werken beim Konzert nicht fehlen durfte.
Vor traumhafter Kulisse musizierten die Posaunenchöre am Samstagabend im Sonnenschein. Viele Zuhörer säumten das Schlossgelände und erfreuten sich an der Serenade. Bilder, die man nicht alle Tage sieht. „Dieses Musikfest weckt große Aufmerksamkeit und strahlt weit über die Region hinaus“, schrieb Bürgermeister Ivica Lukanic im Programmheft. „Kunst und Musik sind Ausdruck menschlicher Zivilisation.“
Am heutigen Sonntag geht es mit der Festmusik um 16 Uhr auf dem Stadtmarkt weiter, nachdem am Morgen viele dezentrale Gottesdienste in der Propstei begleitet wurden. Schöne Choräle wurden gemeinsam gesungen. Wir wünschen allen Zuschauern und Teilnehmern auch heute viel Freude beim Musizieren und Erkunden unseres schönen Wolfenbüttels. In unserer kommenden Ausgabe werden wir noch einmal berichten.